Das Wort zum Sonntag – 3. Adventsonntag

Liebe Pfarrgemeinde!

Es war vor einer halben Ewigkeit – nämlich am 3. Adventsonntag des Jahres 1997. Damals war ich Kaplan am Bindermichl. Ich war an diesem Sonntag zum Predigen eingeteilt und Pfarrer Franz Peter Handlechner hat mich gebeten, das rosa Messkleid zu verwenden. Aber damit hat er mich am falschen Fuß erwischt. Ziemlich deutlich hab' ich ihm zu verstehen gegeben, dass ich als rosaroter Priester nicht im allgemeinen Hohnglächter untergehen wolle. Vergleiche wie Panuli-Zuckerlpapier oder Pink Panther sind nur die harmloseren, die mir dazu von den Lippen kamen und die ich hier eigentlich gar nicht wiedergeben möchte. Na ja, wie hat der Pfarrer drauf reagiert? Er hat einfach gesagt. „GAUDETE – Freu auch du dich, Kaplan, und mach was du willst. Wir seh'n uns dann beim Mittagessen.“ Ich hatte dann während der ganzen Messe ein nicht recht gutes Gefühl, weil ich gar so aufbrausend zu ihm war. Auch im Pfarrcafé war ich dann ein wenig einsilbig.

Zu Mittag bin ich dann mit doch einigermaßen schlechtem Gewissen wieder in den Pfarrhof gegangen.

Und wissen Sie, was mich da erwartet hat?

Der gute Pfarrer hat in der Zwischenzeit ein wunderbares Festessen gekocht und die morgendliche Szene mit keiner Silbe mehr erwähnt.

Seither hat das „Freut euch!“ des Heiligen Paulus für mich eine neue Bedeutung bekommen, weil ich erkannt habe, dass es erst dann wirklich greift, wenn man es nicht nur in der Liturgie feiert, sondern vor allem in die Praxis umsetzt.

Übrigens bin ich viele Jahre später auf etwas ganz Interessantes gestoßen:

Bekanntlich lautet das englische Wort für rosa „pink“. Das ist aber nicht die alleinige Bedeutung. Wenn man dort jemand mit der Bezeichnung pink versieht, heißt das, er ist kerngesund.: „he is in the pink“, oder „she is in the pink of condition“ – also in hervorragendem Zustand.

Wenn also rosa oder pink etwas mit guter Verfassung der adventlichen Kirche zu tun hat, dann will ich meine Reserviertheit gegenüber dieser liturgischen Farbe gerne ablegen.

Gaudete – freut euch! Und schenkt diese Freude weiter. So wie damals Pfarrer Franz Peter mir.

Vielleicht überraschen Sie heute jemand mit einem ganz besonderen Essen, einem Nachmittagsspaziergang, einem Gläschen vom Besten oder einem schönen Strauß Blumen. Gaudete – Freut euch!.

Ihr Pfarrer