Das Wort zum Sonntag – 21. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Pfarrgemeinde!

Durch den chronischen Priestermangel gibt es seit längerer Zeit eine verstärkte Diskussion über das Amt in der Kirche und auch darüber, welche Aufgaben Laien übertragen werden können. Das heutige Evangelium kann Anlass sein, über die Amtsübertragung in der Kirche nachzudenken. Es könnte auch eine Hilfe sein, Einzelfragen in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

Für die Amtsübertragung in der Kirche gibt es zwei Grundvoraussetzungen. Es sind dies der Glaube an Jesus und die Liebe zu Jesus.

Vom Ersten spricht das heutige Evangelium, vom Zweiten berichtet der Evangelist Johannes. Beide Texte beziehen sich unmittelbar auf Petrus, dem ersten unter den Aposteln. Man kann diese Texte aber auch auf das Amt in der Kirche beziehen.

Der Amtsübertragung bei Petrus geht das Bekenntnis des Glaubens voraus: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes". Petrus kann dieses Bekenntnis nur ablegen, weil es ihm der Vater im Himmel offenbart hat. Und dieses Bekenntnis ist die Voraussetzung für die Amtsübergabe: "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben".

Die Forderung, vor der Amtsübernahme den Glauben zu bekennen, ist daher nicht eine kirchliche Schikane, sondern hat hier ihre Wurzeln. Eine zweite Voraussetzung für die Amtsübernahme ist nach dem Evangelisten Johannes die Liebe zu Jesus. Dreimal stellt der Auferstandene an Petrus die Frage: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich, liebst du mich mehr als diese?" Und erst als Petrus antwortet: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe!", gibt Jesus den Auftrag: "Weide meine Lämmer!"

Diese beiden Voraussetzungen, der Glaube an Jesus und die Liebe zu Jesus, sind eng miteinander verbunden Und sie befähigen die Amtsträger*innen, das Amt im Sinne Jesu zu gestalten.

Diese allgemeinen Überlegungen zum kirchlichen Amt lösen nicht die konkreten Fragen. Sie zeigen aber deutlich, dass es beim Amt in der Kirche nicht nur um eine pragmatische Lösung der Arbeitsverteilung oder um Änderung der Strukturen geht - schon gar nicht um den beruflichen Aufstieg und der kirchlichen Karriere.

Die praktischen Fragen müssen unter dem Horizont des Glaubens gesehen und entschieden werden.

Ihr Pfarrer