Das Wort zum Sonntag – 31. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Pfarrgemeinde!

Von der Kindererziehung wissen wir, dass Kinder uns nachahmen. Wir können sie noch so viel Lebensweisheit lehren und ihnen kluge Ratschläge geben – sie werden ihr Tun unserem Tun anpassen – und oftmals können wir uns in ihrem Handeln erkennen. Auch im Glauben ist es so: Nur authentische (glaubwürdige) Menschen, bei denen Reden und Tun zusammen-fallen, werden uns Vorbild sein.

Und darum geht es im Evangelium dieses Sonntags: reden und danach handeln. Die Spannung zwischen dem eigenen Reden und Tun gilt es zu hinterfragen. Das Anliegen von Matthäus ist somit klar: Lebt das, wovon ihr redet. Euer Reden und Tun soll eine Einheit sein, sollte nicht anderen Lasten auflegen, sondern im eigenen Leben das verwirklichen, was Menschen „entlastet“. Sicherlich wird es aktuelle Gründe dazu gegeben haben, dass Matthäus sich mit diesem Anliegen an seine Gemeinde wendet.

Es ist notwendig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, wie verhalten sich bei mir Reden und Tun? Korrekturen sind möglich, nicht ausgeschlossen; auch in der Kirche, in der eigenen Pfarre, im eigenen sozialen Umfeld. Nur so können wir die Gesellschaft ändern, untereinander Solidarität stiften und leben.

Heute spricht man davon „bei Jesus in die Schule gehen“. Am Schluss des Evangeliums erfahren wir, was das bedeutet. „Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“

Dazu zuerst die Frage „Wer ist der Größte?“. Die Antwort ist eher simpel, bedarf keiner großen Überlegungen, wenn man an seine eigenen Talente, Stärken, Größen denkt. Es sind jene, die so wie du und ich Helfer und Helferinnen sind, die keine Vorgaben machen, sondern in ihrem verantwortungsvollen Leben authentisch sind, andere daran teilhaben lassen. Sie tragen bei zur Umgestaltung der Gesellschaft, die nicht durch „Beherrschen“ und aus dem Geist der Unterwürfigkeit anderen Lasten auferlegt.

Wir könnten den Schlusssatz des heutigen Evangeliums auch so formulieren: Der Größere unter euch wird Helfer sein. Und dann wird derjenige, der sich groß macht, demütig werden, und wer demütig ist, wird als groß gelten.

Dienende Haltung lehrte und lebte ein Rabbi. Die Schüler fragten ihn: „Meister, von Mose und den Propheten wird erzählt, dass sie Gott von Angesicht zu Angesicht geschaut haben. Warum kommt das heute nicht mehr vor?“ Der Rabbi sann weise in sich hinein und meinte: „Das liegt wohl daran, dass die Menschen sich nicht mehr so tief bücken wollen.“

Sepp Krasser