Das Wort zum Sonntag – 3. Fastensonntag

Liebe Pfarrgemeinde!

Im Evangelium wird berichtet, Jesus hätte über den „Tempel seines Leibes“ gesprochen. Auch der Apostel Paulus nennt diesen Begriff: „Euer Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes“. Der Leib wurde also im Urchristentum keineswegs als lästiges Anhängsel der Seele verstanden. Stellen Sie sich vor: Der Leib eines jeden von uns – ein Tempel Gottes? Um diesem Anspruch zu genügen ist es nötig, den Tempel regelmäßig einer sorgfältigen Reinigung zu unterziehen. Jesu Kriterien für die Grundreinigung unseres Tempels haben wir schon am Aschermittwoch gehört: Fasten, Beten und Almosen geben. Es geht um unsere Denken, Reden und Tun. Was gäbe es zu tun, damit der Tempel unseres Leibes wieder in Ordnung käme?

Fasten heißt Verzichten, sich aus Verstopfungen lösen und frei werden. Dann ist der Weg frei zum Gespräch mit Gott. Wer oder was verstellt mir den Weg nach innen? Was hindert mich daran, zu mir und zu Gott zu kommen? Womit stopfe ich mich voll? Was bereitet mir Bauchweh? Wie vereinnahmt mich meine Arbeit? Brauche ich das Gefühl, immer gebraucht zu werden? Kann ich Gutes bewirken? Verwirkliche ich das, was Gott von mir will? Haben andere Menschen etwas davon, dass ich da bin? Herrscht im Tempel meines Inneren die Fülle oder die Überfülle? Horte ich Vorräte oder schöpfe ich aus einer Quelle, die nicht versiegt? Und im Innersten, im ganz Persönlichen, hat dort das Allerheiligste seinen Platz? Was verwahre ich darin? Hüte ich da ein ganzes Arsenal von vermeintlichen Sicherheiten, um mein Leben zu retten? Oder befindet sich da mein Stammbuch, das mich als Mitglied der Familie der Kinder Gottes ausweist? Ist da ein Fläschchen von dem Wasser, mit dem ich getauft wurde? Sind da Menschen, die ich geliebt habe und gehen lassen musste und die schon am Ziel sind?

Jesus, der beim Aufräumen des Tempels mitgeholfen hat, begleitet mich bis in dieses Innerste. Er betrachtet die Dinge, die ich dort aufbewahre und nimmt teil an meiner Lebensgeschichte. Dann höre ich ihn sagen: Du bist reich, gib von deinem Reichtum weiter. Du bist gesegnet, sei ein Segen. Du bist gesendet, mach dich auf den Weg. Amen.

Sepp Krasser