Das Wort zum Sonntag – 2. Fastensonntag

Liebe Pfarrgemeinde!

Der Evangelist Matthäus erzählt, wie Jesu engste Freunde ihn in einem anderen Licht sehen und wie ihnen dabei das eigentliche Wesen Jesu „klar“ wird. Mit einer Reihe von Symbolen und Bildern macht er deutlich, wer Jesus eigentlich ist und dass er dem himmlischen Bereich angehört.

Ein erstes Signal für dieses Verständnis ist der Hinweis „auf einen hohen Berg“. Berge sind in der Bibel an vielen Stellen Orte der Gottesbegegnung. Weiters machen das Leuchten „wie die Sonne“, die Kleider „weiß wie das Licht“ und die „leuchtende Wolke“ ebenfalls deutlich, dass es hier nicht irdisch-menschlich, sondern eben himmlisch-göttlich zugeht.

Bei Jesus erscheinen zwei große prominente Gestalten des Alten Testaments: Mose steht stellvertretend für den Sinai-Bund und die göttlichen Weisungen an Israel und Elija gilt als Inbegriff der Propheten. Durch das Erscheinen dieser beiden großen himmlischen Gestalten wird deutlich, dass Jesus mit ihnen auf gleicher Ebene, auf Augenhöhe ist, also eigentlich ebenfalls der himmlischen Welt angehört. Genau diesen himmlischen Zustand will Petrus als Sprecher der engsten Freunde Jesu durch den Bau der drei Zelte festhalten – doch, so schön das auch wäre, dafür ist die Zeit noch nicht reif. Himmlische Zustände lassen sich in dieser Welt nicht verankern.

Auch wenn sich bisher schon deutlich abzeichnet, dass Jesus der göttlichen Sphäre angehört, so wird dies – genauso wie bei der Taufe Jesu – noch ausdrücklich durch die Stimme Gottes bestätigt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Neben dem klaren Bekenntnis zu Jesus verbirgt sich darin auch ein Auftrag an uns: „... auf ihn sollt ihr hören.“

Am Schluss wird deutlich, warum dieser herrliche Moment der Klärung nicht festgehalten werden kann und darf: weil Jesus - auch von seinen Jünger*innen - erst ganz erkannt wird nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Wer bei Jesus Leid und Tod nicht berücksichtigt und nur seine göttliche Seite sieht, sollte besser schweigen. Das ist nicht nur eine Botschaft für die damaligen Hörenden, sondern gilt auch uns.

Es gibt Tage im Leben, an denen man meint, es nicht mehr zu schaffen: eine Todesnachricht, eine weitere herbe Enttäuschung, seelische und körperliche Tiefschläge. Es kann wie ein Fallen ins Nichts sein. Da brauchen wir die Gnade Jesu, auf ihn, den Gekreuzigten, zu schauen. Aus dem Dunkel des Kreuzes kann sich leise Jesu tröstende Stimme erheben: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Selig, die erfassen können, was wir am Karfreitag singen: „Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung.“

Sepp Krasser