Das Wort zum Sonntag – 7. Sonntag im Jahreskreis

Liebe Pfarrgemeinde!

An diesem siebten Sonntag im Jahreskreis erinnert uns die Kirche an wesentliche Tugenden und Elemente unseres christlichen Lebens. Dazu gehören: Barmherzigkeit und Mitgefühl, Gottes- und Nächstenliebe, Selbstbeherrschung und Wertschätzung, moralische Verantwortung, Sündenbewusstsein und Sinn für das Heilige. Diese Eigenschaften und Verhaltensweisen sind Zeichen unseres geistlichen Fortschritts und unseres christlichen Wachstums. Sie sind auch Teil der Soziallehre der Kirche.

Im heutigen Evangelium hält Jesus eine sehr wichtige Predigt über diese wesentlichen Tugenden und Elemente, die unser Leben und Handeln als Christinnen und Christen leiten müssen. Es ist ein neues Gebot, welches das alttestamentliche Gesetz des Vergeltungsangriffs oder der vergeltenden Gerechtigkeit außer Kraft setzt. Es besteht kein Zweifel daran, dass es menschlich gesehen ein sehr schwieriges Gebot ist. Denn es erfordert hohe Opferbereitschaft und großen Mut.

Wie können wir also unser ständiges Streben nach Gerechtigkeit mit den Tugenden der Barmherzigkeit und des Mitgefühls in Einklang bringen? Gibt es eine gemeinsame Basis zwischen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit? Dies gilt insbesondere in unserer Welt, in der wir ständig von Barmherzigkeit sprechen und gleichzeitig für die strengste Form der Gerechtigkeit eintreten. Ja wir gehen bis zur Höchststrafe (sogar bis zur Todesstrafe) für unsere Straftäter.

Verletzungen und Wunden heilen nicht so schnell. In manchen Fällen verschwinden ihre Narben im Laufe des Lebens nicht vollständig. Doch Christus wusste das sehr wohl. Er hat dies nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt. Er verlangt also nicht von uns, dass wir tun, was er nicht getan hat.

Paulus erinnert uns in der zweiten Lesung daran, dass unser Körper und unsere Lebensweise vom irdischen Menschen abstammen, von Adam. Den Geist, der Leben spendet und unseren Körper belebt, haben wir hingegen vom himmlischen Menschen erhalten, von Christus.

Daher werden diejenigen, die Christus aufgenommen haben, von seinem Geist geleitet. Sie sind aus dem Geist geboren. Auch wenn die Einhaltung des neuen Gebotes Christi schwierig erscheinen mag, so werden sein Geist und seine Gnade uns befähigen, diese wesentlichen Tugenden und Elemente unseres christlichen Lebens zu leben.

Aus dem heutigen Evangelium können wir viele Lehren ziehen: Wir müssen lernen, die menschliche Gerechtigkeit (die Vergeltung) der Barmherzigkeit Gottes zu überlassen. Wir dürfen also nicht jede Gelegenheit nutzen, um uns an unseren Schuldigern zu rächen. Vergebung kann alle Wunden heilen und alle Narben wegwischen.

Wir dürfen uns nicht dem Druck der Lebensumstände beugen und uns nicht durch „Ratschläge“ unserer Mitmenschen zum Bösen verführen lassen. Denn zwei Ungerechtigkeiten können niemals eine richtig machen. Ein Vergeltungsangriff oder eine Racheaktion kann einen selbst noch mehr verletzen als den Angreifer. In diesem Fall gewinnen wir vielleicht den Krieg, aber nicht den Frieden, die Liebe und die Freundschaft.

Michael Lubega