Das Wort zum Sonntag – 2. Fastensonntag

Liebe Pfarrgemeinde!

Dass die Liebe – wie der Apostel Paulus sagt – „alles erträgt“, ist eine Erfahrung, die die Liebenden nicht gleich am Anfang machen, sondern die einen gewissen Reifeprozess voraussetzt. Zum Beispiel wird sich wohl kaum ein verliebter junger Mann das Mädchen, das er liebt, gern schon als zahnlos, gebrechlich und verwirrt vorstellen. Aber wenn seine Liebe echt ist, wird sie zweifellos zu jener Stärke heranreifen, die es erträgt, die geliebte Person auch in der Hinfälligkeit des Alters zu bejahen.

Für die Apostel scheint es ebenfalls nicht leicht zu verkraften gewesen zu sein, sich Jesus als elend und erbärmlich vorzustellen. Als er erste Andeutungen machte, sein Leben werde am Ende in einen Leidensweg einmünden, waren sie einigermaßen schockiert.

So gesehen ist es sicher kein Zufall, dass Jesus ausgerechnet diejenigen Apostel – nämlich Petrus, Jakobus und Johannes – auf den Berg der Verklärung mitnahm und ihnen das Erlebnis einer überwältigenden Vision seiner Herrlichkeit ermöglichte, die ihn dann auch am Gründonnerstag in der totalen Hilflosigkeit der Todesangst sehen konnten, ohne an ihm irre zu werden.

Ihr Pfarrer